Der Aktienmarkt – die neue Normalität

Die Zeiten, in denen die Weltwirtschaft kräftig wuchs, sind vorerst vorbei. Eine neuerliche globale Krise, ausgelöst durch die Probleme der Schwellenländer, ist aus heutiger Sicht allerdings wenig wahrscheinlich.

Viele Anleger fragen sich: Sind Aktien nicht inzwischen zu teuer und ist es nicht waghalsig, auf dem derzeitigen Niveau noch einzusteigen?

Zugegeben, vor zwei, drei oder vier Jahren war es deutlich einfacher, günstige Aktien zu finden. Überteuert ist der Markt deshalb aber noch nicht.

Das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) der 100 größten US-Unternehmen beispielweise liegt derzeit bei 15, also in der Nähe des langjährigen Mittelwertes. Berücksichtigt man das derzeitige Zinsumfeld, ist das Kursniveau attraktiv. Das Renditenniveau zehnjähriger Staatsanleihen der Industrienationen liegt mit aktuell rund zwei Prozent deutlich unter dem historischen Durchschnitt von 4,5 Prozent. Mit zunehmender Erkenntnis, dass das niedrige Zinsniveau dauerhaft sein könnte, dürfte die Bereitschaft der Investoren wachsen, höhere Bewertungen zu akzeptieren.

Aktien von Unternehmen, die zuverlässig Gewinne erwirtschaften, werden hiervon am meisten profitieren. Da die Fundamentaldaten keinen Boom der Weltkonjunktur signalisieren, dürften deren Gewinne in den kommenden Jahren zumindest moderat steigen. Sollte sich die Konjunktur schwächer entwickeln, was nicht auszuschließen ist, könnten konjunkturanfällige Unternehmen dagegen empfindliche Gewinneinbußen erleiden. In diesem Umfeld ist es sinnvoll, bevorzugt in Top-Unternehmen zu investieren.

Qualität schlägt Durchschnitt

Der Start in das Jahr war für viele Anleger ungemütlicher, als sich das mancher vielleicht erhofft hatte. In den Medien war gar von einem Crash der Aktienmärkte zu lesen, zumindest aber von einer kräftigen Korrektur. Diese Einschätzung ist vermutlich etwas übertrieben: zeitweise sieben Prozent Abschlag beim Dax sind durchaus zu verschmerzen, zumal sich die Kurse schon bald wieder erholt haben. Also alles nur ein Sturm im Wasserglas?

Was bewegt die Anleger?

Die Konjunkturdaten aus den USA sind zuletzt schwächer ausgefallen als erwartet und der dortige Arbeitsmarkt erholt sich nur langsam. Dabei galt es Ende vergangenen Jahres an den Märkten noch als sicher, dass die US-Wirtschaft in 2014 kräftig wachsen würde. Sind die enttäuschenden Konjunkturdaten allein dem rauen Winterklima in den USA geschuldet oder deutet sich ein nachhaltiger Rückgang der US-Wirtschaft an?

Sorgen bereitet auch die Situation in der Euro-Zone. Das lässt sich u.a. an der Entwicklung der Güterpreise ablesen. Auf Jahressicht beträgt die Inflationsrate innerhalb der Währungsgemeinschaft gerade einmal 0,8 Prozent; in den Peripheriestaaten ist sie sogar negativ. Einige Ökonomen fürchten, die Euro-Zone könnte in eine Depression fallen. Aus heutiger Sicht scheint diese Vermutung übertrieben.

Allerdings werden wir uns in Zukunft bescheiden müssen, was die Wachstumserwartungen für die Weltwirtschaft betrifft. Vier oder gar fünf Prozent Wachstum, die wir lange Zeit gewöhnt waren, werden in den kommenden Jahren voraussichtlich kaum erreicht werden. Die neue Normalität wird bestimmt  vom strukturellen Schuldenproblem der Industrienationen, das sich wiederum dämpfend auf die Weltkonjunktur auswirkt.

Viele Investoren fürchten, die Situation in den Schwellenländern könnte sich weiter zuspitzen und die Weltwirtschaft schwer belasten. Es ist nicht davon auszugehen, dass die Situation eskaliert. Im Fokus stehen insbesondere Staaten mit einem hohen Leistungsbilanzdefizit. Sie sind auf ausländische Investitionen angewiesen– Indonesien etwa, die Türkei oder Südafrika. Deren Einfluss auf die Weltkonjunktur ist jedoch begrenzt. Hausgemachte politische Probleme wie die Korruptionsaffäre in der Türkei oder die Unruhen in Thailand und der Ukraine führen dazu, dass die Stimmung gegenüber den Schwellenländern zusätzlich belastet wird.

Wichtig für die Entwicklung der Aktienmärkte ist jedoch, was in China vor sich geht. Die immer weiter wachsenden Schulden chinesischer Unternehmen wirken auf den ersten Blick bedrohlich. Allerdings verfügt das Land über Devisenreserven von rund vier Billionen US-Dollar. Im Zweifel wird die Regierung  auf diese Reserven zurückgreifen, um dem Finanz- und Privatsektor aus der Klemme zu helfen. Oder sie wirft – wie die Industrienationen auch – die Druckpresse an. Auch wenn sich die Konjunktur in China zuletzt abgeschwächt hat, reicht das absolute Wachstum des Landes immer noch aus, um die Weltwirtschaft zu stützen.

An der Empfehlung für eine ausgewogene Anlagestrategie mit vorzugsweise Misch- bzw. vermögensverwaltenden Fonds hat sich daher nichts geändert. Der Zins in den Industriestaaten wird noch sehr lange niedrig bleiben. In diesem Umfeld sind erstklassige Aktien die attraktivste Anlageklasse. Allerdings sollte das Portfolio ständig überprüft werden und Aktien mit mittlerweile hohen Bewertungen sollten reduziert werden.

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