Börsenbericht: Trump sorgt weiter für Bewegung
An den Märkten gewann das Thema der US-Importzölle mit dem Näherrücken des Monats August wieder an Bedeutung. So hatte die Trump-Administration Strafzölle angedroht, wenn bis Ende Juli keine Einigung erzielt werde. Zwischenzeitlich nahmen die Sorgen zu. Trump drohte mit hohen Importzöllen gegen Kanada, Brasilien und auf Kupfereinfuhren. Die Unsicherheit bescherte der Wall Street zwischenzeitlich Kursverluste. Dann aber wurde ein „Zoll-Deal“ mit Japan von den Börsen positiv aufgenommen. Gegenseitige Zölle von 15 Prozent und massive Investitionszusagen der japanischen Industrie führten insbesondere am japanischen Aktienmarkt und bei Auto-Aktien zu einem Kurssprung. So stieg beispielsweise die Aktie von Toyota Motor um 12 Prozent. Aber auch in Europa, das auf eine ähnliche Kompromisslösung hofft, zogen vor allem die Aktienkurse der Autobauer an. Der Euro-STOXX-50 blieb in seiner Seitwärtsbewegung zwischen rund 5.200 und 5.470 Punkten und damit in einer Bandbreite, die schon im Mai entstanden war. Der Deutsche Aktienindex DAX markierte im Juli dagegen ein neues Rekordhoch bei 24.639 Zählern über den Hochs vom Juni.
DAX 40 markiert neues Rekordhoch
Auch in den USA kletterten die meisten Indizes wie der S&P 500 oder der Nasdaq auf neue Rekordhochs. Lediglich dem alten Dow Jones ging wie schon im Februar die Luft aus, als er sich seinem Rekordhoch vom vergangenen Dezember näherte. Die Wall Street zeigte sich optimistisch bezüglich des Zoll-Streits und der anlaufenden Berichtssaison, in der die Unternehmen ihre Geschäftsergebnisse des zweiten Kalenderquartals melden. Mit Spannung waren die US-Arbeitsmarktberichte erwartet worden, die zunächst Sorgen um die US-Konjunktur aufkommen ließen, dann aber mit Erleichterung aufgenommen wurden. Mikrochip-Aktien unter der Führung von Nvidia profitierten zunächst von der Aufhebung des US-Exportverbots nach China und später von guten Geschäftsergebnissen des weltgrößten Chipherstellers TSMC aus Taiwan.
Zwar gab es von den beiden wichtigsten Notenbanken, der amerikanischen Federal Reserve (Fed) und der Europäischen Zentralbank (EZB) keine Unterstützung durch weitere Zinssenkungen. Dies war aber kurzfristig auch nicht erwartet worden.
Abwärtstrend beim Ölpreis hält weiter an
Mit der Waffenruhe im israelisch-iranischen Krieg fiel der Ölpreis wieder auf das Vor-Kriegs-Niveau unter 70 US-Dollar pro Barrel. Damit liegt der Preis zwar höher als im April und Mai, als die Märkte in Reaktion auf Trumps Zollankündigungen große Sorgen um die Weltkonjunktur hatten. Ein Ende des 2022 begonnenen Abwärtstrends ist beim Ölpreis dennoch nicht erkennbar. An den Rohstoffmärkten wandte sich die Aufmerksamkeit stärker den Metallen zu. Bei Kupfer kam es zu einer Zweiteilung des Marktes, weil Trump einen 30-prozentigen Importzoll auf Kupfer ankündigte. Dies verteuerte Kupfer in den USA schlagartig, während es außerhalb der USA zu einem Preisrückgang kam. Der führende Kupferförderer der USA, Freeport-McMoRan, würde künftig in den USA vor größeren Konkurrenten geschützt, müsste aber wohl das Kupfer aus der unter starker Kritik stehenden Grasberg-Mine in Westneuguinea verzollen, wenn es in die USA eingeführt wird. Außerhalb der USA dürfte das Kupferangebot tendenziell preiswerter werden, in den USA aber etwa entsprechend dem Zoll teurer.
Preisanstieg bei Kupfer in den USA erwartet
Bewegung gab es auch bei den Edelmetallen. Während der Goldpreis nach der Rekordjagd bis April in eine um 3.400 US-Dollar pro Unze pendelnde Seitwärtsbewegung überging, brach der Silberpreis im Juni über seine bisherigen Jahreshochs aus und erreichte mit über 39 US-Dollar pro Unze den höchsten Preis seit 2011. Noch höher fielen die prozentualen Preissteigerungen bei Platin und Palladium aus. Beide sind deutlich seltener als Gold, litten in den vergangenen Jahren aber darunter, dass ihre vorrangige industrielle Verwendung beim Katalysatorenbau angesichts der Automobil-Elektrifizierung an Bedeutung verliert. Nachdem sich inzwischen aber das Angebot-Nachfrage-Verhältnis umgekehrt hat und weniger Platin und Palladium neu abgebaut als verbraucht werden, zogen die Preise stark an. Platin verteuerte sich in den vergangenen drei Monaten um 50 Prozent auf gut 1.450 US-Dollar pro Unze, Palladium im gleichen Zeitraum um rund 35 Prozent auf ca. 1.275 US-Dollar.
Kryptowährungen profitierten von der krypto-freundlichen Gesetzgebung der Trump-Administration. Das im Trump-Familienbesitz befindliche Unternehmen Media & Technology Group hält Bitcoin im Wert von rund zwei Milliarden US-Dollar. Der Bitcoin erreichte neue Rekordhöhen bei gut 120.000 US-Dollar. Andere Kryptowährungen verzeichneten mehrheitlich auch Wertsteigerungen, darunter die Nummer zwei und drei nach Marktwert, Ethereum und XRP (Ripple).
Blickpunkt: Mehrere Eisen im Feuer
Gold wird seit Jahren von der Mehrheit der Kapitalmarktexperten als Bestandteil eines diversifizierten Anlageportfolios empfohlen. Das war kein schlechter Rat, wie ein Blick auf die Wertentwicklung zeigt. In den vergangenen zehn Jahren hat sich der Goldpreis in Euro verdreifacht: von rund 1.000 Euro pro Feinunze im Jahr 2015 auf gut 3.018 Euro am 7. Mai dieses Jahres – das bisherige Rekordhoch. Das entspricht einer jährlichen Rendite von 11,6 Prozent pro Jahr.
Es ist aber nicht die Rendite, die bei der Empfehlung von Goldinvestments im Vordergrund steht. Die Experten führen vor allem den Beitrag zur Risikostreuung an. Als Krisenmetall schneidet es von Zeit zu Zeit dann besser ab, wenn andere Anlageformen, insbesondere Aktien, Verluste erleiden. Gold gilt als stabile Reservewährung, das seinen Wert auch bei Krisen, Katastrophen und Kriegen behält – oder gerade dann erhöht.
Die Preissteigerungen beim Gold in den vergangenen Jahren waren auf eine erhöhte Nachfrage von staatlichen Notenbanken und Anlegern zurückzuführen. Auch die Schmuckindustrie ist weltweit einer der großen Käufer von Gold. Die industrielle Nachfrage ist dagegen vergleichsweise gering.
Fokusverschiebung von Gold zu acht Edel- und Industriemetallen
Für die Wirtschaft spielen andere Metalle eine weitaus größere Rolle. Benjamin Louvet, Fondsmanager beim französischen Fondsanbieter Ofi Invest Asset Management, bezeichnet Kupfer, Nickel, Aluminium, Zink, Silber, Platin, Palladium und Blei als die acht wirtschaftlich wichtigsten Metalle. Sie werden in Bereichen wie Maschinenbau, Automobilindustrie, Bauwesen und Elektrotechnik eingesetzt. Louvet verweist vor allem auf die Transformation in der Energiewirtschaft, womit der Bedarf nach diesen Metallen noch weiter steigen werde. Kupfer wird beispielsweise in Windkraftanlagen verwendet, Silber in der Photovoltaik. Insbesondere bei Kupfer zeichnen sich nach Ansicht von Experten Engpässe ab, die auf dem Weltmarkt zu weiteren Preissteigerungen führen dürften. Aus der Energietransformation ergebe sich der Bedarf nach 80 neuen Kupferminen durchschnittlicher Größe, um den zukünftigen Bedarf zu decken, rechnet der Fondsmanager von Ofi vor. Die Internationale Energiebehörde erwarte bis 2030 eine Angebotslücke von 20 Prozent auf dem Kupfermarkt. Bei Kupferminen dauere es durchschnittlich 17 Jahre von der Planung bis zum Förderbeginn. Der absehbare Nachfrageanstieg sei deshalb nicht rasch durch eine Erhöhung der Förderung auszugleichen.
Daraus schließt Louvet, dass der Kupferpreis mindestens hoch bleiben, wahrscheinlich weiter steigen werde. Bei anderen Metallen würde der Nachfrageüberhang schon seit Jahren aus den Lagerbeständen bedient, weil die weltweite Produktion hinter der Nachfrage zurückbleibe. Bei Silber bestehe dieses Defizit das vierte Jahr in Folge, bei Platin seit drei Jahren.
Preisverfall bei Platin nach dem Katalysatorenboom
Platin und Palladium, aufgrund ihrer Knappheit historisch teurer als Gold, haben eine ganz andere Preisentwicklung als Gold hinter sich. Der Platinpreis lag bis Mitte der 1970er-Jahre über dem Goldpreis, dann für rund 20 Jahre in der gleichen Größenordnung. Als nach Beginn des neuen Jahrhunderts die Nachfrage nach Platin aufgrund seiner Verwendung in Katalysatoren weltweit stark stieg, trieb das den Platinpreis für Jahre auf etwa das Doppelte des Goldpreises. Doch auch diese Medaille hatte zwei Seiten. Mit der fortschreitenden Elektrifizierung des Individualverkehrs wurden die ausgebauten Förderkapazitäten nicht mehr im vollen Umfang benötigt. Von 2008 bis Mitte dieses Jahres stieg das Gold-Platin-Preisverhältnis von 0,5 auf 3,5. Platin kostete nicht mehr das Doppelte von Gold, sondern weniger als ein Drittel.
Angebot-Nachfrage-Lücke lässt Platinpreis wieder steigen
Fast 80 Prozent der weltweiten Platinförderung finden in Südafrika statt. Die dortigen Vorkommen liegen tief unter der Oberfläche, im Durchschnitt etwa 4.000 Meter. Das bedeutet für die Bergwerke einen hohen Aufwand, unter anderem beim Strom zur Kühlung und Luftversorgung. Die Produktionsmengen sanken in den vergangenen Jahren. 2021 hat Südafrika ca. 4,7 Mio. Unzen Platin produziert, für dieses Jahr werden nur noch 3,9 Mio. Unzen erwartet. Gleichzeitig ist China zuletzt als großer Käufer von Platin aufgetreten. Allein im April und Mai dieses Jahres hat China auf dem Weltmarkt jeweils 20 Tonnen Platin gekauft. Darauf sprang der Platinpreis stark an: von unter 1.000 US-Dollar pro Unze Mitte Mai bis über 1.400 US-Dollar im Juli.
Fondsmanager Benjamin Louvet von Ofi Invest Asser Management sieht weiterhin eine große Lücke zwischen Angebot und Nachfrage. Die Platin-Nachfrage sei unter anderem deshalb höher als erwartet, weil die Elektrifizierung des Autoverkehrs langsamer voranschreitet und auch Hybrid-Fahrzeuge Katalysatoren benötigen.
Edel- und Industriemetalle für diversifizierte Portfolios nutzen
Fazit: Anleger, die ihre Investments wirklich breit streuen wollen, finden gute Gründe, auch die Edelmetalle Silber, Platin, Palladium und Industriemetalle wie Kupfer in ihre Überlegungen einzubeziehen. Im Gegensatz zu Gold unterliegt der physische Erwerb anderer Edelmetalle in Deutschland grundsätzlich der Mehrwertsteuer. Als Anlageinstrument bieten sich Fonds an, die nicht nur mittels Exchange Traded Commodities (ETCs), sondern beispielsweise auch über Terminkontrakte oder mittels Swap-Vereinbarungen in Rohstoffe investieren können.
„Es ist nicht alles Gold, was glänzt.“, sagt der Volksmund und meint damit, dass nicht alles, was wertvoll oder wahr aussieht, es auch ist. „Es muss auch nicht alles Gold sein“, könnte man ergänzen. Auch andere Metalle glänzen. Im Sinne der Risikostreuung.