Börsebericht: Shutdown bremst nur wenig – Blickpunkt: Edelmetalle – Wie geht es weiter?

Börsebericht: Shutdown bremst nur wenig - Blickpunkt: Edelmetalle - Wie geht es weiter?

Börsebericht: Shutdown bremst nur wenig

Weil es im US-Kongress keine Einigung auf eine Brückenfinanzierung für die laufenden Staatsausgaben gab, stehen auf Bundesebene in den USA die Regierungsgeschäfte still. Der sogenannte Shutdown führte auch dazu, dass Regierungsbehörden nicht die üblichen Daten veröffentlichen konnten, darunter den Arbeitsmarktbericht. Damit fehlen den Kapitalmärkten einige Orientierungsgrößen, die Rückschlüsse auf die Geldpolitik zulassen würden. Dennoch verfestigte sich die Erwartung weiterer Zinssenkungen durch die US-Notenbank. Die jüngsten US-Inflationszahlen lagen unter den Befürchtungen, womit der Weg für eine Lockerung der Geldpolitik geebnet sein dürfte. Der US-Aktienmarkt profitierte zudem vom anhaltenden KI-Boom. Allerdings nahmen auch kritische Einschätzungen zu, die hohen KI-Investitionen könnten sich nicht amortisieren.

Gewinnmitnahmen durch Trumps Zolldrohungen

Pharma-Aktien, die lange unter dem Spardruck der öffentlichen Gesundheitssysteme gelitten hatten, profitierten zeitweilig von der Aussicht, „Deals“ mit der Trump-Administration machen zu können. Für einen Rückschlag sorgte abermals US-Präsident Trump, als er in Reaktion auf verschärfte Exportbeschränkungen Chinas für Seltene Erden neue Zusatzzölle für Einfuhren aus China in Höhe von 100 Prozent ankündigte. Dies löste eine zwischenzeitliche Welle von Gewinnmitnahmen aus. Größere konkrete Störungen aus dem Handelskonflikt ergaben sich bei der Versorgung mit Mikrochips des Halbleiter-Herstellers Nexperia, der vor allem Automobilhersteller beliefert. Die Sorgen um eine Eskalation des amerikanisch-chinesischen Handelskonfliktes weiteten sich nicht aus, weil Trump seine Drohungen abermals relativierte. Die von ihm angedrohten Zölle, die zusammen einen Zollsatz von 157 Prozent erreichen würden, seien wirtschaftlich nicht verkraftbar – wohl auch nicht für die US-Volkswirtschaft. Ein infrage gestelltes Gipfeltreffen mit dem chinesischen Diktator Xi Jinping soll doch stattfinden.

Für Nervosität sorgten vorübergehend die zwei USRegionalbanken Zions Bancorp und Western Alliance, als sie mögliche Millionenschäden durch Kreditbetrug im Zusammenhang mit Immobilieninvestments bekannt gaben. Marktteilnehmer fühlten sich an die Anfänge der Bankenkrise 2007 erinnert. Die Sorge, dass sich dies erneut zu einer großen Finanzkrise ausweiten könnte, belastete auch europäische Bankaktien, erwies sich aber als überzogen.

Positive Unternehmenszahlen sorgen für Rekordstände bei US-Indizes

Von den Unternehmensnachrichten der laufenden Berichtssaison mit den Geschäftsergebnissen des dritten Quartals gingen für den Gesamtmarkt mehrheitlich positive Signale aus. So kletterte der populäre US-Aktienindex Dow Jones Industrial Average auf neue Rekordstände über 47.000 Zähler. Auch der für den gesamten US-Aktienmarkt repräsentativere S&P-500-Index erreichte neue Allzeit-Hochs von über 6.800 Punkten und der von großen Technologie- Konzern-Aktien geprägte Nasdaq-100 von über 25.000 Zählern. Als gutes Zeichen werten Marktbeobachter, dass sich die große Mehrzahl der US-Aktien in Aufwärtstrends befindet. So stieg auch der Nebenwerte-Index Russell-2000, der die 1.000 nach Marktwert größten US-Aktien ausschließt, auf neue Rekordwerte.

S&P 500-Index seit 2022 mit kontinuierlichem Anstieg

S&P 500-Index seit 2022 mit kontinuierlichem Anstieg

Währungsseitig setzten sich die Wechselkursverluste bei US-Wertpapieren für in Euro rechnende Anleger im Oktober nicht fort. Bis Mitte September war der US-Dollar bis auf 0,8340 Euro gefallen. Im Laufe des Oktobers erholte sich die US-Währung bis auf 0,866 Euro. Damit setzte sich eine seit Juli zu beobachtende Seitwärtspendelbewegung fort.

Seitwärtspendelbewegung beim US-Dollar setzt sich fort

Seitwärtspendelbewegung beim US-Dollar setzt sich fort

Auch die europäischen Aktienmärkte konnten im Oktober Rekordhöhen erreichen. Europäische Stahlwerte, die unter den auf 50 Prozent erhöhten USImportzöllen leiden, profitierten von der Absicht der EU, nun ihrerseits mit Stahleinfuhrquoten den heimischen Markt vor ausländischer Konkurrenz zu schützen. Der Leitindex der Eurozone, der Euro-STOXX-50, überwand Anfang des Monats den Widerstand bei 5.500 Punkten und stieg rasch Richtung 5.700 Zähler, bis er im Monatsverlauf kurz auf die wichtige Marke von 5.500 Punkten zurückfiel, die künftig als Unterstützung dienen sollte. Schließlich kletterte er erstmals in seiner Geschichte über 5.700 Zähler. Der Deutsche Aktienindex DAX stellte mit 24.771 Punkten im Monatsverlauf eine neue Rekordmarke auf.

Nikkei-225 profitiert von neuer Regierungschefin in Japan

Eine Outperformance zeigte im Oktober der japanische Aktienmarkt. Er profitierte von der Wahl Sanae Takaichis zur Chefin der regierenden Liberaldemokratischen Partei (LDP). Weil die LDP den Regierungschef stellt, folgte darauf auch der Wechsel an der Spitze der japanischen Regierung. In Erwartung einer wirtschaftsfreundlichen Politik und günstiger geldpolitischer Rahmenbedingungen stiegen japanische Aktien. Der Nikkei-225-Index kletterte erstmals über die Marke von 50.000 Punkten.

Der Anstieg des Goldpreises setzte sich in der ersten Monatshälfte fort. Er näherte sich mehrfach der Marke von 4.400 US-Dollar pro Unze. Die zweite Monatshälfte war von Gewinnmitnahmen gekennzeichnet, die den Goldpreis auf rund 4.000 US-Dollar zurückführten.

Blickpunkt: Edelmetalle - Wie geht es weiter?

Blickpunkt: Edelmetalle – Wie geht es weiter?

Der Goldpreis hatte am 17. und 20. Oktober 2025 mit jeweils 4.380 US-Dollar pro Unze ein neues Rekordhoch aufgestellt. Beim Silberpreis lag sein altes Rekordhoch infolge der Silber-Spekulation der Gebrüder Hunt im Jahr 1980 bei 50 US-Dollar. Es wurde erst in diesem Oktober überschritten: Am 17. Oktober erreichte Silber mit gut 54 US-Dollar pro Unze den neuen Rekordpreis. Auch Platin hatte eine Preisrallye erlebt und war schon am 16. Oktober auf gut 1.730 US-Dollar pro Unze gestiegen, Palladium auf gut 1.620 US-Dollar. Allerdings sind diese beiden Edelmetalle, die vor allem industriell verwendet werden, noch weit von früheren Hochs entfernt.

Kaufpanik bei Edelmetallen nach Preisanstieg

Der Preisanstieg bei Edelmetallen hatte sich in diesem Jahr beschleunigt. Er führte zu einer Rallye, die schließlich eine sogenannte Fahnenstange ausbildete, einen im langfristigen Bild fast senkrechten Anstieg des Preises. Eine solche Bewegung ist hinsichtlich ihrer Höhe schwer abzuschätzen, denn es herrschen dann nicht mehr nüchterne Kalkulationen über den Wert, sondern eine Kaufpanik. Ein Kursanstieg in Form einer Fahnenstange ist also die Folge eines psychologischen Phänomens, das man heutzutage Fear of Missing Out (FOMO) nennt, also die Angst, etwas zu verpassen.

Der schnelle und weitreichende Kursanstieg lässt allerdings das Lager derer schnell anwachsen, die ihre Buchgewinne realisieren, also mit einem schnellen Gewinn verkaufen wollen. Eher früher als später ist deshalb zumindest eine Kurskorrektur fällig. Überkauft waren die Edelmetallmärkte schon vorher. Tatsächlich waren am 21. Oktober hohe Gewinnmitnahmen zu beobachten, die den Goldpreis bis zum Folgetag auf fast 4.000 US-Dollar und den Silberpreis auf 47,50 US-Dollar pro Unze drückten.

Bei Platin und Palladium sind deutlich weniger Anleger unterwegs als bei Gold und Silber. Entsprechend weniger heftig fielen die Gewinnmitnahmen aus. Zwar fiel die Unze Platin kurzzeitig unter 1.500 US-Dollar, aber der Stabilisierungsversuch pendelte schon kurz danach um die Marke von 1.600 US-Dollar. Palladium fiel auf rund 1.400 US-Dollar und versucht sich dort zu stabilisieren.

Agieren verschiedener Käufer- und Verkäufergruppen am Markt

Auf der Verkäuferseite stehen die Anleger, die mit einer eher kurzfristigen Gewinnerzielungsabsicht Edelmetalle gekauft haben. Ihre Spekulation ist aufgegangen, wenn man von den wenigen Unglücklichen absieht, die erst Mitte Oktober gekauft haben. Auf der Käuferseite stehen dagegen weiterhin eher strategische Anleger, die bislang in Edelmetallen unterinvestiert sind. Deren Bereitschaft, den Kursen hinterherzulaufen, hatte richtigerweise abgenommen. Sie stellen sich jetzt die Frage, ob der Kursrücksetzer bereits eine Kaufgelegenheit darstellt.

Erst die nächsten Wochen werden zeigen, ob kurzfristig orientierte Spekulanten und taktische Anleger weitere Gewinnmitnahmen vornehmen oder ob die Nachfrage strategischer Investoren, die längerfristig handeln, schon ausreicht, um das Entstehen eines übergeordneten Abwärtstrends zu verhindern. Kurzfristig dürfte der Preisrückgang noch mehr Marktteilnehmer zu Verkäufen als zu Käufen bewegen. Aber bereits mittelfristig, also auf Sicht weniger Wochen, stehen die Chancen für eine Stabilisierung nicht schlecht, denn es ist kaum davon auszugehen, dass aus dem Lager der strategischen Edelmetall-Käufer größere Verkäufe erfolgen werden. Ihre Gründe für Edelmetall-Käufe bestehen fort. Dies ist vor allem ein fortschreitender Vertrauensverlust in die USA und deren Währung, den US-Dollar.

Vertrauensverlust in US-Regierungsführung schwächt US-Dollar

Gerade erst stufte die Ratingagentur Scope die Kreditwürdigkeit der USA herab. Begründet wird dies unter anderem mit gesunkenen Standards bei der Regierungsführung. Die Bonitätsnote der weltgrößten Volkswirtschaft wurde von AA auf AA minus reduziert. Das Zeugnis für die Trump-Regierung fiel ziemlich verheerend aus. „Die Schwächung von Standards bei der Regierungsführung, insbesondere das Aushöhlen der etablierten Gewaltenteilung, verringert die Vorhersehbarkeit und Stabilität der USPolitik“, heißt es im jüngsten Gutachten der Agentur. Diese Unberechenbarkeit habe sich auch im Umgang mit wichtigen Handelspartnern der USA in der Zollpolitik gezeigt. Das steigere das Risiko, dass Fehler im politischen Tagesgeschäft passieren. Vor allem „die zunehmende Machtansammlung der Exekutive“ bereitet Scope erkennbar Sorgen: „Die Regierung hat mehrfach Gerichtsurteile missachtet, die Autorität der Justizbehörden infrage gestellt, Kontrollen durch den Kongress unterlaufen und unabhängige Institutionen ins Abseits gedrängt.“ Ein Negativbeispiel seien die vielen präsidialen Dekrete, mit denen Trump seine Regierungspolitik im Alleingang durchsetzte und den Kongress schwächte.

Edelmetalle als Profiteure steigender Unsicherheiten in den USA

Vor diesem Hintergrund dürften die Sorgen um die politische Unabhängigkeit der US-Notenbank jederzeit wieder aufflammen können. Und auch die geopolitischen Risiken sind in den zurückliegenden Tagen nicht verschwunden, im Gegenteil. Die Konflikte mit Russland und China drohen sich weiter zu verschärfen.

Auch auf der Angebotsseite der Edelmetalle gibt es keine plötzliche Veränderung. Natürlich stellen die hohen Marktpreise einen Anreiz dar, die Förderung auszuweiten und Vorkommen zu erschließen, deren Abbau sich bislang nicht rechnete. Bis die Minenförderung aber eine nennenswerte Erhöhung umsetzen kann, vergehen viele Monate, in den meisten Fällen sogar Jahre.
Es mangelt also an einer fundamentalen Begründung für eine übergeordnete Trendwende bei den Edelmetallpreisen. Auch das spricht dafür, dass es sich um eine von Gewinnmitnahmen ausgelöste Konsolidierung handelt.

Rekordmarken bei Edelmetallunternehmen trotz möglicher Preiskorrekturen

Sogar dann, wenn sich der Rückgang der Edelmetallpreise fortsetzen sollte, findet diese Preiskorrektur auf einem Niveau statt, das den Edelmetall-Unternehmen bis auf Weiteres Rekordmargen beschert. So liegen die durchschnittlichen Gesamtkosten für die Gewinnung einer Unze Gold zwischen 1.400 und 1.800 US-Dollar. Selbst bei einem Kostenanstieg auf 2.000 US-Dollar pro Unze und einem Rückgang des Preises auf nur 3.000 US-Dollar, läge der Reingewinn pro Unze bei 50 Prozent bzw. 1.000 US-Dollar.

Fazit: Edelmetalle sind und bleiben ein möglicher, aber kein zwingender Baustein für ein Multi-Asset- Portfolio. Investments in Aktien von Edelmetall-Unternehmen zeigen häufig in beide Richtungen eine Hebelwirkung, was von Investoren noch mehr Disziplin verlangt. So wie es falsch war, zu versuchen, auf eine bereits gestartete Kursrakete aufzuspringen, dürften sich auch panische Verkäufe langfristig als Fehler erweisen. Die Alternative zum unmittelbaren Einsatz von Edelmetall-Investments sind breit streuende Multi-Asset-Fonds, die diese Aufgabe langfristig in ihrer Strategie berücksichtigen.

 


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