Nachdem die erste Aprilhälfte den Aktienmärkten eine Konsolidierung beschert hatte, stabilisierten sich die Börsen ab Mitte Mai und der Monat brachte wieder Kursgewinne.
Die US-Notenbank beließ ihre Funds Rate erwartungsgemäß unverändert bei 5,25 bis 5,5 Prozent. Inzwischen zeigten sich Marktteilnehmer bereits davon erleichtert, dass keine Zinserhöhungen angedeutet wurden. Bessere Konjunkturdaten aus China und ein zumindest etwas abkühlender US-Arbeitsmarkt boten den Kapitalmärkten ein positives Umfeld, da hierdurch Zinssenkungshoffnungen wieder auflebten. Die jüngsten Inflationsdaten aus den USA bestärkten diese. Fallende Zinsen bei weiter steigenden Unternehmensgewinnen – das wäre das bestmögliche Szenario für Aktien.
Rekordhochs bei US-Aktienindizes
Alle wichtigen US-Aktienindizes erreichten neue Rekordhochs. Der Dow Jones stieg im Mai erstmals in seiner Geschichte über 40.000 Punkte. Auch der repräsentativere, weil 500 statt nur 30 Aktien umfassende S&P-500-Index erreichte neue Rekordhöhen bei gut 5.300 Zählern.
40.000 Punkte als neuer Höchststand beim Dow Jones
Die Kurse am US-Aktienmarkt wurden vor allem von Quartalsberichten der Unternehmen bewegt, was in Einzelfällen weiterhin zu starken Kursbewegungen führte. Negativ und mit entsprechenden Kursverlusten reagierten die Anleger unter anderem bei Meta Platforms (Facebook), Caterpillar und IBM, positiv und somit mit Kursgewinnen bei Alphabet, Microsoft und Nvidia. Die letztgenannten Indexschwergewichte verhalfen auch der Nasdaq-Börse zu neuen Rekorden. Der Nasdaq-100-Index kletterte erstmals über 18.900 Punkte.
Von den Zinssenkungserwartungen und den guten Vorgaben der Leitbörsen in New York profitierten die Aktienmärkte weltweit. In Europa blieb das Aufwärtsmomentum allerdings geringer. Der Euro-STOXX-50 wurde zudem von der Dividendensaison gebremst, denn bei dem Kursindex führen Dividendenzahlungen zu entsprechenden Abschlägen. Der Leitindex der Eurozone notierte zwischen 5.000 und 5.100 Punkten, einem Niveau, das er bereits in der zweiten Märzhälfte erreicht hatte. Der DAX als Performanceindex rechnet dagegen ausgeschüttete Gewinne ein, was im Mai neue Rekorde erlaubte: 18.892,9 Zähler im Handelsverlauf und 18.869,4 Punkte auf Basis der Xetra-Tagesschlusskurse sind die neuen Höchststände.
Geringeres Aufwärtsmomentum in Europa und Japan
Noch weniger konnte der japanische Aktienmarkt an seine gute Entwicklung aus den ersten Monaten dieses Jahres anknüpfen. Der Nikkei-225-Index blieb im Mai in der Bandbreite von 38.000 bis 39.100 Zählern und damit unterhalb der Rekordhöhen aus dem März bei fast 40.900 Punkten. Allerdings hatte die japanische Aktienbörse bis dahin starke Kursgewinne verzeichnet. In Japan beginnen die Geschäftsjahre der Unternehmen traditionell mit dem April, sodass die relative Schwäche auch mit einem zurückhaltenden Start in den neuen Abrechnungszeitraum erklärt werden kann. Der bis Ende April überraschend schwache japanische Yen erlebte Anfang Mai einen Erholungssprung, bis er schließlich im Verlauf des Monats wieder zurückfiel. Mit ungefähr 157 Yen für einen US-Dollar steht die japanische Währung nahe ihrem tiefsten Wert seit über 30 Jahren.
Bei den Emerging Markets galt die Aufmerksamkeit vor allem den chinesischen Börsen. Nach zwei Jahren mit hohen Kursverlusten setzte sich die im Februar begonnene Kurserholung im Mai fort. Der Hang Seng Index in Hongkong kletterte in einer Rallye von unter 17.000 Punkte auf gut 19.600 Zähler und erreichte damit wieder das Kursniveau vom Sommer vergangenen Jahres.
Weiterhin Zurückhaltung bei chinesischen Aktien
Gemessen an den betriebswirtschaftlichen Daten gelten viele chinesische Aktien als preiswert. Grund dafür ist eine Zurückhaltung der Investoren wegen der politischen Rahmenbedingungen. Angesichts des aggressiven Auftretens der Volksrepublik gegenüber ihren Nachbarländern verhängten die USA Sanktionen im Bereich der Hochtechnologie. Zudem droht ein eskalierender Streit um Schutzzölle. Diese Risiken hatten bereits zu Umschichtungen von Investoren nach Indien geführt. Der dortige Aktienmarkt nahm nach den hohen Kursgewinnen 2023 in den ersten Monaten von 2024 zunächst eine abwartende Haltung ein. Zuletzt konnte der Sensex Leitindex der Börse Bombay jedoch einen neuen Rekord oberhalb von 75.000 Zählern erreichen.
An den Anleihemärkten hatten die mehrfach verschobenen Leitzinssenkungen der US-Notenbank bis April für Kursverluste gesorgt. Mit der zurückkehrenden Zuversicht, dass Leitzinssenkungen nur eine Frage der Zeit sein dürften, erholten sich die Rentenmärkte im Mai. So sank die Rendite der wegweisenden zehnjährigen US-Staatsanleihen, die im April mit gut 4,7 Prozent den höchsten Wert seit November erreicht hatte, auf rund 4,4 Prozent. Weniger Kursgewinne gab es bei europäischen Staatsanleihen. So blieb die Rendite von deutschen Bundesanleihen mit zehn Jahren Laufzeit in der Nähe von 2,5 Prozent.
Neues Rekordhoch beim Gold
Der Goldpreis setzte nach einer zweiwöchigen Konsolidierung seinen Anstieg zunächst fort und markierte mit 2.450 US-Dollar pro Unze ein neues Rekordhoch, wobei der Anstieg zuletzt aber deutlich schwächer ausfiel als beim Silber- und beim Kupferpreis. Der Preis für eine Unze Silber stieg erstmals seit 2013 wieder über 30 US-Dollar. Und der Kupferpreis erreichte wieder das Rekordniveau, das er bei dem Aufschwung der Weltwirtschaft 2021 erreicht hatte.
Blickpunkt: Heavy Metall
Nachdem der Goldpreis schon 2019 und 2020 seine alten Rekorde aus dem Jahr 2011 eingestellt hatte, mussten sich Goldanleger zunächst gedulden. Bis vor einem halben Jahr ging dem Goldpreis mehrfach die Puste aus, kaum dass die 2.000 US-Dollar pro Unze aufgerufen wurden. Vor allem die steigenden Kapitalmarktzinsen bremsten die Begeisterung für die zinslose Goldanlage. Vor allem 2022 bei den damals deutlich steigenden Zinsen musste Gold noch einmal den Rückwärtsgang einlegen. Von gut 2.000 US-Dollar fiel der Preis für eine Unze auf kaum mehr als 1.600 USDollar – ein Rückgang um rund 20 Prozent aber auch eine Einstiegsgelegenheit, wie sich seitdem zeigen sollte.
Übergeordneter Aufwärtstrend treibt Goldpreis
Als im letzten Quartal des vergangenen Jahres die Erwartung von wieder fallenden Zinsen das Zepter an den Kapitalmärkten übernahm, gelang dem Gold der Angriff auf den mehrjährigen Widerstand bei gut 2.000 US-Dollar. Im März und April dieses Jahres führte ein steilerer Aufwärtstrend den Goldpreis auf über 2.400 US-Dollar pro Unze. Auch wenn sich der Preisanstieg in diesem Tempo nicht fortsetzen konnte, ist damit ein übergeordneter Aufwärtstrend bestätigt worden, dessen Preisziele heute noch nicht ausgelotet werden können.
Dabei scheinen es weder große Portfolioinvestoren noch Privatanleger zu sein, die die Goldnachfrage antreiben – im Gegenteil. Für viele Anleger waren die hohen Goldpreise eher eine Gelegenheit, Gewinne zu realisieren und Gold zu verkaufen. So wurden mehr Gold-ETF-Anteile zurück-, als neu ausgegeben. Und sogar beim physischen Gold, also Barren und Münzen, die sich nicht eignen, kurzfristig hin und her gehandelt zu werden, nutzen viele Anleger die hohen Preise für Goldverkäufe.
Mächtige Käufer: Notenbanken
Als mächtige Goldkäufer treten dagegen seit einiger Zeit verstärkt Notenbanken auf. Die Branchenorganisation World Gold Council (WGC) berichtete unlängst von anhaltenden Goldkäufen durch Zentralbanken: „Im vergangenen Jahr erreichte die Nachfrage mit 1.037 Tonnen den zweithöchsten Wert seit Beginn der Aufzeichnungen und damit nur 45 Tonnen unter dem Vorjahreswert“, erklärte der WGC. Ungewöhnlich hohe Goldkäufe beobachtete man vor allem durch die Volksrepublik China. Aber auch Singapur, Indien und Libyen trugen mit ihren Goldkäufen zum Preisanstieg bei. In Europa kauften vor allem Polen und Tschechien Gold – als NATO-Staaten, die mit ihrer Einschätzung eines aggressiven und auf Eroberungen ausgerichteten Russlands richtig lagen.
Und die Goldkäufe in Asien mögen zumindest teilweise auch der Sorge um ein zunehmend aggressiver auftretendes China geschuldet sein. Somit wäre nicht nur die Aussicht auf rückläufige Kapitalmarktzinsen, sondern einmal mehr der Charakter von Gold als Krisenwährung der Hintergrund für den Preisanstieg.
Minenbetreiber als Profiteure
Den Goldminenbetreibern dürfte er gerade recht sein, denn deren steigende Produktionskosten allein vermochten in der Vergangenheit nicht für höher Goldpreise zu sorgen. Längerfristig würde allerdings ein Goldpreis, der über die Grenzkosten der Förderung hinaus Investitionen in die Erschließung neuer Vorkommen nicht finanziert, für einen Angebotsengpass sorgen.
Dies zeigt sich noch stärker bei Industriemetallen wie Kupfer, denn der weitaus größte Teil des geförderten Goldes wartet in Tresoren darauf, irgendwann wieder angeboten zu werden. Industriemetalle werden dagegen verbraucht, zumindest „verbaut“. Die industrielle Nachfrage besonders nach Kupfer steigt. Neben der fortschreitenden Elektrifizierung ist vor allem die Energiewende in großen Mengen auf das gut Strom leitende Metall angewiesen: Vom Elektroauto bis zur Windkraftturbine – überall wird Kupfer benötigt.
Verdoppelung der Kupfernachfrage verdeutlicht Preissprung
Experten von S&P Global schätzen den Nachfrageanstieg für Kupfer bis zum Jahr 2035 weltweit auf rund 50 Millionen Tonnen. Gegenüber 2023 entspräche das mehr als einer Verdoppelung in Bezug auf die aktuelle Minenproduktion von rund 22 Millionen Tonnen. Eine Verdoppelung der jährlichen Kupferförderung in den nächsten zehn Jahren erscheint kaum möglich. In den vergangenen 14 Jahren, seit 2010, wurde die Kupferproduktion trotz des absehbaren Bedarfs nur um rund 6 Millionen Tonnen erhöht. Von dem jetzigen Niveau aus wird es schwerer, das zu wiederholen, denn die gehaltvolleren und leichter abzubauenden Kupfervorkommen werden bereits genutzt.
Kupferpreis profitiert von Energiewende und zu geringer Förderung
Zudem sinkt der Kupfergehalt in den vorhandenen Kupferminen. So war der Anstieg des Kupferpreises wohl nur eine Frage der Zeit. Bislang war ein stark steigender Kupferpreis – auf 10.000 US-Dollar oder mehr pro Tonne – immer Ausdruck einer mehr oder weniger überraschend starken Erholung der Weltkonjunktur, so nach der Finanzkrise 2008 und nach dem Corona- Schock 2020. Seit März dieses Jahres vollzog sich der Anstieg von rund 8.500 US-Dollar auf fast 11.000 US-Dollar in nur drei Monaten, ohne dass die Weltkonjunktur sich überraschend aufschwingt.
Metalle als attraktives Anlageobjekt auf dem Schirm haben
Für viele Anleger war „Metall“ bislang nicht ihr Genre. Spätestens die Entwicklung der vergangenen Monate spricht aber dafür, hier zumindest mal „reinzuhören“. Dazu sollte man sich Fonds ansehen, die erklärtermaßen in Aktien der Rohstoff-Branche investieren. Gewinner eines Preisanstiegs bei Edel- und Industriemetallen zu identifizieren, erwies sich in der Vergangenheit oft als Aufgabe, die man professionellen Fondsmanagern mit einer entsprechenden Expertise anvertrauen sollte.