Ein kurzer Blick auf die Aktienindizes zeigt, dass die Kurse in den USA zuletzt deutlich zugelegt haben, während sie in Europa weiter gefallen sind. Eigentlich müsste es andersherum sein. Was läuft da „schief“? Warum reagieren die Kapitalmärkte so?
Vorab eine kleine Geschichte. Vielleicht haben Sie sie auch gelesen? Etwa zwei Wochen ist es her, da schlug die BILD-Zeitung „Geldalarm“ – „Inflation frisst Erspartes und Gewinne auf.“ Im Grunde liefert sie den Beweis gleich mit, vermutlich, ohne sich dessen bewusst zu sein. Links oben, in der Nähe der vier großen Buchstaben, steht nämlich der Preis:
90 Cent kostet heute ein Exemplar. 1986 waren es umgerechnet noch 25 Cent. 1996 dann 35 Cent und 2008 immerhin noch 60 Cent. Durchschnittlich hat der Springer-Verlag sein liebstes, weil provozierendes Printprodukt nach unseren Berechnungen pro Jahr um rund vier Prozent verteuert. Vier Prozent! Wie soll das ein Sparer heute verdienen? Ohne Aktien anlegen wird das unseres Erachtens nicht funktionieren.
Viele warten auf einen Rücksetzer an den Kapitalmärkten. Italienkrise, Handelskrieg, Lira-Absturz oder die endlose Debatte über einen ungeordneten Brexit müssten ausreichend Stoff bieten für einen ordentlichen Rücksetzer, so die weit verbreitete Einschätzung. Und überhaupt seien die Kurse doch viel zu weit gelaufen in den vergangenen Monaten. Das gelte insbesondere für den US-Markt, weniger für Europa. Tatsächlich? Viele glauben, dass amerikanische Aktien sehr teuer, europäische dagegen deutlich günstiger seien, die heimischen Unternehmen künftig demnach noch großes Aufholpotenzial hätten. So viel zu dieser leidigen Diskussion.
USA und Europa: Die wesentlichen Finanzmarktunterschiede
Die US-Märkte entwickeln sich deutlich besser als die europäischen. Dafür gibt es verschiedene Gründe, der erste ist struktureller Natur: in den USA verzerren die Tech-Giganten, Amazon und Alphabet beispielsweise, die Indexnotierungen überproportional stark. Ihre Kurszuwächse ziehen diese großen Indizes mit nach oben. In Europa jedoch gibt es keine Unternehmen, die vergleichbar wären mit den hiergenannten. Andersherum: Nähme man sie heraus aus den US-Indizes, fiele das Kursplus deutlich kleiner aus. Das US-Unternehmen ist also gar nicht so viel teurer als sein Konkurrent in Europa, wenn überhaupt. Meist werden jedoch Äpfel mit Birnen verglichen.
Die Steuerreform wirkt wie ein Turbo
Aber es gibt noch einen weiteren Grund für den Vorsprung der Amerikaner: die Steuerreform der US-Regierung. Sie erklärt die aktuellen Rendite-Unterschiede und ist aus Investorensicht derzeit der deutlich wichtigere Faktor. Die Steuerreform wirkt, das lässt sich unseres Erachtens mittlerweile absehen, wie ein gewaltiges Konjunkturprogramm für die US-Unternehmen. Allein im ersten Quartal fielen deren Gewinne im Schnitt um rund 25 Prozent höher aus als im Vorjahreszeitraum. Auch im zweiten Quartal beträgt das durchschnittliche Gewinnplus mehr als 20 Prozent. Der Steuervorteil im Vergleich zu den Mitbewerbern bleibt also aus Sicht der US-Unternehmen zunächst ein Wettbewerbsvorteil.
Für US-Aktien bedeutet das, dass die Kurse seit Anfang des Jahres zwar deutlich geklettert, die Bewegungen jedoch gefallen sind. Anders ausgedrückt: Aktien können auch steigen, ohne teurer zu werden. Genau das ist in den USA zuletzt passiert. Der lapidare Verweis auf die neuerlichen Höchststände soll meist nichts anderes bewirken, als potenzielle Investoren zu verunsichern. Aber er führt in die Irre: Dann nämlich, wenn die Unternehmensgewinne stärker zulegen als die Aktienkurse der betreffenden Unternehmen.
Sicher investieren statt ängstlich
Natürlich ist die Länge einer Börsenrallye kein Maßstab für eine Anlageentscheidung – darf es auch nicht sein. Niemand weiß, ob nicht irgendwo ein schwarzer Schwan daherkommt. Als Anleger oder Anlegerin sollten Sie stets vorsichtig sein, aber auch nicht ängstlich. In einem Umfeld niedriger Zinsen ist es langfristig unserer Meinung nach sehr viel riskanter, nicht investiert zu sein.
Ein gut und solide diversifiziertes Portfolio wie das FIS Strategiedepot ist die Lösung des Dilemmas. Die durchschnittliche Rendite beträgt 8,63 Prozent p.a. in den letzten sechs Jahren.