Börsenbericht: Märkte im Krisenmodus – Blickpunkt: Wohin mit dem Geld?

Börsenbericht: Märkte im Krisenmodus – Blickpunkt: Wohin mit dem Geld?

Börsenbericht: Märkte im Krisenmodus

Schon vor dem verheerenden Terrorüberfall der Hamas auf Israel plagten die Börsianer Sorgen. Die Zinsen dürften trotz Anzeichen für eine schwächere Konjunkturentwicklung für längere Zeit hoch bleiben. An den Anleihemärkten kommen Ängste um die rasch steigenden Staatsschulden hinzu. So drohte den USA aufgrund des Haushaltsstreits wieder einmal ein Regierungsstillstand. Die Rendite der zehnjährigen US-Staatsanleihen erreichte erstmals seit 2007 die Fünf-Prozent-Marke. Italienische Staatstitel mit derselben Laufzeit stiegen sogar über diese Marke – das höchste Niveau seit mehr als zehn Jahren. Deutsche Bundesanleihen rentieren bei zehn Jahren Laufzeit erstmals wieder nahe der Drei-Prozent-Marke.

Nahost-Konflikt lässt Ölpreis steigen

Nahost-Konflikt lässt Ölpreis steigen

Zur ohnehin schon gedrückten Stimmung an den Kapitalmärkten kam die Nachricht vom Angriff auf Israel hinzu. Die Angst vor einer Eskalation des Konfliktes ließ den Öl- und den Goldpreis steigen. Schon im September war der Ölpreis auf Jahreshochs von über 90 US-Dollar pro Barrel gestiegen. Eine Gegenbewegung Anfang Oktober bis unter 85 US-Dollar endete mit dem Terrorangriff abrupt und der Ölpreis kehrte in die Nähe seiner Jahreshochs bei rund 95 US-Dollar zurück.

Gold als Krisengewinner

Von der Gemengelage profitierte Gold, das als Krisenmetall gilt. Nachdem im Frühjahr wieder ein Versuch gescheitert war, dauerhaft Preise von mehr als 2.000 US-Dollar pro Unze zu erzielen, war der Goldpreis nach dem Monat Mai in einen leichten Abwärtstrend geraten. Dieser hatte sich in den letzten Septembertagen gerade beschleunigt, als das blutige Aufflammen des Nahost-Konfliktes zum stärksten Goldpreisanstieg seit März führte.

Ähnlich wie zu dieser Zeit stieg der Goldpreis von kaum mehr als 1.800 US-Dollar innerhalb von zwei Wochen bis an die Marke von 2.000 US-Dollar. Oberhalb dieses runden Preises nahm seit 2020 immer das Goldangebot zu, während auf der Käuferseite die Zurückhaltung größer wurde. Ähnlich dem Gold war auch der Silberpreis bis Anfang Oktober auf dem Weg zu seinen Jahrestiefs, als der Terrorangriff einen Preisanstieg auslöste. Mit einem Preis von rund 23 US-Dollar pro Unze steht der „kleine Bruder“ des Goldes noch unter seinem Jahreshoch (knapp 26 US-Dollar) aus dem Mai.

Nachfrage nach „sicherem Hafen“ Gold steigt

Nachfrage nach „sicherem Hafen“ Gold steigt

Einen Kurssprung machten unter Führung des Bitcoins die meisten Kryptowährungen. Das Umfeld steigender Staatsverschuldung, schwächlicher Konjunkturaussichten und geopolitischer Sorgen mag den Boden für den Anstieg bereitet haben. Auslöser waren schließlich Meldungen, wonach in den USA die Zulassung eines Bitcoin Spot ETFs unmittelbar bevorsteht. Davon wird eine steigende Nachfrage nach der Digitalwährung erwartet. Der Wechselkurs des Bitcoins sprang daraufhin innerhalb von zehn Tagen von rund 27.500 auf bis zu 35.200 US-Dollar – immerhin ein neues Jahreshoch. Allerdings hat die Kryptowährung damit noch nicht einmal die Hälfte ihres Wertverlustes aus dem Jahr 2022 aufgeholt.

Flacher Abwärtstrend bestimmt US-Aktienmärkte

Die als Leitbörsen geltenden US-Aktienmärkte entfernten sich im Oktober noch weiter von den Ende Juli markierten Jahreshochs. Der S&P-500-Index berührte erstmals seit Anfang Juni die Marke von 4.200 Punkten und damit seinen Durchschnitt der vergangenen 200 Börsentage. Ein weiterer Kursrückgang würde den Eindruck eines übergeordneten Abwärtstrends machen. Danach sieht es an der Nasdaq-Börse noch nicht aus. Zwar befindet sich auch deren Leitindex, der Nasdaq-100, seit August in einem flachen Abwärtstrend, aber die Kursgewinne in den ersten sieben Monaten dieses Jahres waren so hoch, dass das Plus im laufenden Jahr immer noch mehr als 30 Prozent beträgt.

Schlechter sehen die europäischen Aktienmärkte aus. Hier drohen mit den Kursverlusten im Oktober mittelfristige Abwärtstrends. So rutschte der Euro- STOXX-50 mit zeitweilig knapp 4.000 Punkten auf das tiefste Niveau seit März. Der Deutsche Aktienindex DAX hatte schon in der letzten Septemberwoche die Marke von 15.500 Zählern unterschritten und damit die seit April geltende Bandbreite nach unten verlassen. Mit dem Rückgang unter 15.000 Punkte im Oktober hat sich dieser Abwärtstrend fortgesetzt.

Fallende Indexstände auch in Europa und Japan

Auch der japanische Aktienmarkt konnte das mit den hohen Kursgewinnen bis Juni erreichte Kursniveau nicht halten. Der Nikkei-225-Indx fiel zeitweilig unter 31.000 Punkte zurück – den tiefsten Stand seit Mai. Die japanische Notenbank stemmt sich weiterhin gegen höhere Zinsen und hat dazu überraschend den Kauf von Staatsanleihen angekündigt. Dies soll den Renditeanstieg am Anleihemarkt bremsen. Auch die japanische Volkswirtschaft zeigt Anzeichen für eine rückläufige wirtschaftliche Aktivität. Schon seit Februar befinden sich die chinesischen Börsen wieder im Abwärtstrend. Der Hang-Seng-Index der chinesischen Sonderverwaltungsregion Hongkong sank auf neue Jahrestiefs unter 17.000 Punkte.

Blickpunkt: Wohin mit dem Geld?

Blickpunkt: Wohin mit dem Geld?

Es ist erst zwei Jahre her, da stellten sich deutsche Anleger die Frage, wo sie ihr Geld für sich arbeiten lassen sollten. An den Aktienmärkten hatte sich die Wahrscheinlichkeit von Rückschlägen erhöht, die Anleihemärkte boten kaum Renditen bei noch höheren Risiken und das Kontensparen wurde mit Negativ-Zinsen und Verwahrentgelten bestraft.

Die Deutsche Bundesbank bezifferte das Geldvermögen in Deutschland zuletzt auf rund 7,3 Billionen Euro, wovon nur rund 12 Prozent auf Investmentfonds, aber 42 Prozent auf Bargeld und Bankeinlagen entfallen. Den zweitgrößten Anteil haben mit 31 Prozent Versicherungs- und Alterssicherungs-Produkte.

Rekord-Zinssatz für Geschäftsbankeneinlagen

Am 14. September hat die Europäische Zentralbank (EZB) ein zehntes Mal ihre Leitzinssätze erhöht, darunter die sogenannte Einlagefazilität, den Zinssatz, den Geschäftsbanken erhalten, wenn sie Guthaben bei der Zentralbank halten. Mit 4,0 Prozent wurde dieser Zins auf das höchste Niveau in der Geschichte des Euros angehoben. Der alte, jetzt überbotene Rekord lag bei 3,75 Prozent und hatte vom 5. Oktober 2000 bis zum 10. Mai 2001 gegolten. Das zeigt bereits, dass eine über zwanzigjährige Phase niedriger Inflation und Zinsen beendet ist.

Damit sind kurzfristige, liquide und risikoarme Geldanlagen wieder eine attraktive Alternative. Das zeigt sich bereits im Anlegerverhalten. Nicht nur Banken und Sparkassen sammeln inzwischen Milliardenbeträge auf verzinsten Konten und mittels verzinster Wertpapiere ein, auch Fondsgesellschaften beobachten hohe Zuflüsse in entsprechende Fonds. Diese Palette reicht von echten Geldmarktfonds (Money Market) über geldmarktnahe Fonds mit sehr kurz laufenden verzinslichen Papieren (Ultra Short Term Bonds) bis zu Fonds für sogenannte Kurzläufer, also Anleihen mit Laufzeiten oder Restlaufzeiten bis zu vier oder fünf Jahren als Obergrenze (Short- und Mid-Term Bonds). In diesem Bereich lässt sich zunehmend auch ein Schwerpunkt nach unterschiedlichen Bonitäten setzen.

Hohe Zuflüsse in Geldmarktfonds

Für Geldmarktfonds sieht die staatliche Reglementierung eine Obergrenze von 397 Tagen Restlaufzeit vor. Nach der European Securities and Markets Authority (ESMA) haben Standard-Geldmarktfonds einen Anlagehorizont von nur einem Monat. Danach spricht man hier bereits von Short Duration Investments. Typische Anlageinstrumente für Geldmarktfonds sind Tages- und Termingelder bei Banken, Schatzbriefe, (Inhaber-)Schuldverschreibungen (Commercial Papers oder CPs), Schuldscheine (Certificates of Deposit oder CDs), variabel oder festverzinsliche Anleihe, sofern ihre Restlaufzeit maximal 397 Tage beträgt. Es gibt auch Geldmarktfonds, die mit Asset Backed Securities (ABS) und / oder Swaps arbeiten.

Es kann aber auch in Fremdwährungsanlagen investiert werden, also in Währungen abweichend von der Fondswährung, wobei das damit verbundene Wechselkursrisiko über Derivate abgesichert wird. Somit unterscheiden sich die Strategien von Geldmarktfonds stärker voneinander als man zunächst meinen dürfte. Gemeinsam ist ihnen allerdings immer das Prinzip der Risikostreuung. Dies ist und bleibt ein Vorteil gegenüber der Anlage als Tages-, Fest-, Termingeld oder Spareinlage bei einer Bank. In all diesen Fällen wird der Anleger Gläubiger der jeweiligen Bank, im Fall von Fonds ist er dagegen immer Bruchteils- Eigentümer des geschützten Sondervermögens.

Breites Spektrum bis hin zu Fremdwährungsanlagen Wer in den Wechselkursen nicht nur Risiken, sondern auch Chancen sieht, findet mit Geldmarktfonds oder geldmarktnahen Fonds in Fremdwährungen ein leicht zugängliches Anlagevehikel, das die Anlage in der gewünschten Fremdwährung mit der entsprechenden Verzinsung verbindet. Gerade weil der Zinsanstieg nicht nur im Euroraum stattfand, bieten verzinsliche Anlagen in anderen Währungen eine denkbare Alternative. Beim US-Dollar und britischen Pfund beispielsweise liegen die Zinsen mit über fünf Prozent am kurzen Ende über dem entsprechenden Euro-Niveau.

Aktuell ist der Markt für verzinsliche Anlagen durch eine sehr inverse Zinsstruktur gekennzeichnet. Dabei sind die Renditen für kürzere deutlich höher als bei langen Laufzeiten. Darin spiegelt sich die Erwartung der Kapitalmärkte, dass die Notenbanken die Inflation unter Kontrolle bringen und ihre Leitzinsen wieder werden senken können. Sollte die Mehrheit der Marktteilnehmer damit richtig liegen, besteht die Herausforderung aktuell darin, sich die relativ hohen Zinsen für möglichst lange Zeit zu sichern. Festverzinsliche Wertpapiere mit festen Zinskupons würden bei einem Rückgang der Kapitalmarktrenditen als zusätzliche Ertragsquelle Kursgewinne bringen. Weil diese Perspektive bei langen Laufzeiten aber teilweise eingepreist wird, sehen manche Experten und Fondsmanager die besten Opportunitäten aktuell bei mittleren Laufzeiten – sowohl bei Euro- als auch USDollar- Anlagen.

Fazit: Die wieder hohen Zinsen müssen nicht zum Rückzug aus Fonds führen. Breite Risikostreuung, tägliche Verfügbarkeit und eine breite Palette an Varianten bei Laufzeiten, Bonitäten und Währungen sprechen dafür, auch für die liquiden Reserven seines Vermögens Investmentfonds ins Auge zu fassen.


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