Börsenbericht: Nahost-Krieg mit begrenzten Wirkungen – Blickpunkt: Es ist nicht alles Gold, was glänzt

Börsenbericht: Nahost-Krieg mit begrenzten Wirkungen - Blickpunkt: Es ist nicht alles Gold, was glänzt

Börsenbericht: Nahost-Krieg mit begrenzten Wirkungen

Nachdem sich die Märkte von März bis Mai vor allem mit der chaotischen Zollpolitik von US-Präsident Trump beschäftigen mussten, drängte sich im Juni der Konflikt zwischen Israel und Iran in den Vordergrund. Sorgen um eine mögliche Eskalation des Krieges zwischen Israel und Iran belasteten die Aktienmärkte. Der Ölpreis erreichte den höchsten Stand seit Januar. Ein Barrel der Nordsee-Ölsorte Brent kostete in der Spitze 79 US-Dollar.

Temporärer Ölpreisanstieg durch Israel-Iran-Konflikt

Temporärer Ölpreisanstieg durch Israel-Iran-Konflikt

Die nach dem Eingreifen der USA von Trump verkündete Waffenruhe ließ den Ölpreis wieder auf das Vorkriegsniveau unter 70 US-Dollar pro Barrel fallen.

Wenig Bewegung bei US-Aktienindizes

An der Wallstreet kehrte nach den starken Kursschwankungen von März bis Mai relative Ruhe ein. Die US-Inflationsdaten blieben bislang unter den Befürchtungen. Auch die Wirtschaftsdaten wurden als Hinweis auf eine weiterhin robuste Konjunktur interpretiert. Zudem konnten die Märkte die Gefahren durch Zollstreitigkeiten erst einmal weitgehend ausblenden, laufen doch gegenüber der größten Handelspartnern Fristen, während der „Deals“ gemacht werden sollen. Unmittelbar nach dem Ende seiner Tätigkeit für den US-Präsidenten geriet Elon Musk öffentlich in Streit mit Trump, was insbesondere die Tesla-Aktie zwischenzeitlich stark belastete. Der S&P-500-Index pendelte um die Marke von 6.000 Punkten – ein Niveau, das er schon im November nach der Trump-Wahl erreicht hatte. Ähnliches gilt für den Dow Jones und den NASDAQ-100. Für einen Anstieg über die im Februar erreichten Rekordstände mangelte es an Impulsen.

Wie allgemein erwartet, beließ die US-Notenbank das Leitzinsband bei 4,25 bis 4,50 Prozent. Auch die Bank of England blieb mit ihrem Leitzins bei 4,25 Prozent. Dagegen senkte die Schweizerische Nationalbank ihren Leitzins das sechste Mal in Folge – auf jetzt Null. Die Europäische Zentralbank (EZB) senkte wie erwartet erneut ihre Leitzinsen.

EZB mit sechster Leitzinssenkung

EZB mit sechster Leitzinssenkung

In Europa löste die Nachrichtenlage um den Nahen Osten stärkere Gewinnmitnahmen aus: Der EUROSTOXX- 50 sackte von gut 5.400 Punkten auf rund 5.200 Zähler ab, der DAX von einem Anfang Juni erreichten neuen Rekordstand bei 24.479 Punkten auf rund 23.000 Zähler.

Der japanische Aktienmarkt zeigte sich wenig beeindruckt vom Nahost-Konflikt und bewies im Juni mit einer positiven Tendenz relative Stärke. Der Nikkei- 225 kletterte auf fast 39.000 Punkte und kehrte damit auf das Niveau des Monats Februar zurück. Nachdem der Markt besonders unter den Zollplänen von Trump gelitten hatte, stützt sich das Kurspotenzial jetzt wieder auf die fortschreitenden Bemühungen japanischer Unternehmen, ihre Rentabilität zu erhöhen.

Entspannung am Anleihemarkt

Der US-Anleihemarkt zeigte sich entspannt. Die Versteigerung von US-Staatsanleihen mit 30 Jahren Laufzeit im Volumen von 22 Milliarden Dollar konnte mit einer Rendite von 4,84 Prozent platziert werden. Erst im Mai war eine Auktion für 20-jährige Staatsanleihen noch auf weniger Interesse gestoßen. Die Rendite der wegweisenden US-Staatsanleihen mit zehn Jahren Laufzeit verringerte sich von 4,63 Prozent Mitte Mai auf rund 4,3 Prozent.

Blickpunkt: Es ist nicht alles Gold, was glänzt

Blickpunkt: Es ist nicht alles Gold, was glänzt

Gold gilt als Krisenwährung. Krisen und Kriege bleiben in einer Welt, in der Trump und Putin an den Schalthebeln sitzen, leider keine Mangelware. Wer allerdings glaubte, die Eskalation des israelisch-iranischen Krieges mit dem Eingreifen der USA würde einen neuerlichen Preisanstieg bei Gold auslösen, sieht sich getäuscht: Der Goldpreis begann die Handelswoche nach dem Einsatz der US-Bomber da, wo er die Vorwoche beendet hatte – bei rund 3.370 US-Dollar pro Unze. Und besagte Vorwoche war von einem rückläufigen Goldpreis geprägt gewesen.

Gold am Scheideweg zwischen Konsolidierung und Trendermüdung

Allerdings handelt Gold seit Wochen nicht weit unter dem bisherigen Rekordpreis. Dieser liegt je nach Handelsplatz bei rund 3.450 US-Dollar. In der Spitze waren für kurze Zeit 3.500 US-Dollar erreicht worden. Das war im April, was zeigt, dass der Aufwärtstrend des Goldes in den vergangenen zweieinhalb Monaten an Kraft verloren hat. Ob dies eine sogenannte Konsolidierung oder eine echte Trendermüdung ist, werden die kommenden Wochen zeigen.

Von einer Konsolidierung spricht man, wenn das erreichte Kursniveau „befestigt“ wird, was durch eine Seitwärtsbewegung oder sogar Kursrückgänge geschieht. Weil sich der Preisanstieg zuvor beschleunigt hatte, vor allem im April, spricht viel für eine solche Verschnaufpause bei einem weiterhin intakten längerfristigen Aufwärtstrend. Aber auch das ist ein guter Anlass, die Investmentstrategie zu überprüfen. Zeit für die Diversifikation bei Edelmetallen

Dabei könnte die Zeit gekommen sein, sich breiter aufzustellen, also über verschiedene Edelmetalle zu diversifizieren. Denn Silber und Platin zeigten in den zurückliegenden Wochen relative Stärke: Ihre Preise zogen spürbar an, während der Goldpreis nicht vorankam. Der Silberpreis konnte sogar auf den höchsten Stand seit über zehn Jahren steigen. Damit bringt sich der kleine Bruder des Goldes in Erinnerung. Betrachtet man das Preisverhältnis von Gold und Silber zueinander, das sogenannte Gold-Silber- Ratio, dürfte Silber über weiteres Nachholpotenzial verfügen. Denn langfristig kostete Gold selten mehr als das Achtzigfache von Silber. Das Gold-Silber-Ratio der vergangenen 50 Jahre liegt bei 65, aktuell aber bei mehr als 90. Seit Anfang 2021, als der langjährige Durchschnitt erreicht war, ist der Goldpreis viel stärker gestiegen als der Silberpreis. Gold hat in dieser Zeit sehr von seiner Einstufung als Krisen- und Reservewährung profitiert.

Gold-Silber-Ratio als Indikator für Trendentwicklungen

Weltweit bauten Zentralbanken ihre Goldreserven aus. Gleichzeitig litt Silber unter einer schwächer als erwarteten industriellen Nachfrage. Insbesondere in der Photovoltaik kommt Silber aufgrund seiner überragenden physikalischen Eigenschaften zum Einsatz. Die industrielle Nachfrage nach Gold spielt dagegen kaum eine Rolle. Nachdem das Gold-Silber-Ratio bis April dieses Jahres gestiegen ist (in der Spitze bis auf 105 am 22. April), war in den vergangenen Wochen eine Trendwende zu beobachten. Vor allem in den ersten Juni-Tagen sank das Gold-Silber-Ratio deutlich. Damit ist ein Trend entstanden, der in den kommenden Monaten eine fortgesetzte Aufholbewegung des Silbers ermöglicht.

Allein auf Gold zu setzen, wird angesichts des nun schon weit gestiegenen Goldpreises zunehmend riskanter, denn der hohe Goldpreis macht nahezu alle existierenden Goldminenprojekte profitabel und stellt einen Anreiz dar, die Goldförderung auszuweiten. Die US-Großbank Citi warnte unlängst, die Rallye sei überzogen, die Märkte überhitzt. Die Analysten der Bank erwarten, dass die Nachfrage nach Gold ab Ende 2025 spürbar nachlassen wird. Gründe seien unter anderem die wachsende Wahrscheinlichkeit eines wirtschaftsfreundlichen Umfelds in den USA durch neue Handelsverträge und steuerpolitische Impulse. Eine Entspannung der globalen Risikowahrnehmung würde den Bedarf nach „sicheren Häfen“ wie Gold verringern. Hinzu käme laut Citi die geldpolitische Wende. Die Fed dürfte ab 2026 von ihrem restriktiven Kurs abrücken. Das würde das weltweite Wachstum stützen und gleichzeitig die Attraktivität von Gold senken. Laut Citi würde ein Zinsschritt von 100 Basispunkten nach unten den Goldpreis rechnerisch um 200 US-Dollar pro Unze drücken. Deshalb prognostiziert Citi für 2026 einen Rückgang auf 2.500 bis 2.700 US-Dollar je Unze.

Unterschiedliche Analystenmeinungen: Diversifikation ist Trumpf

Andere Analysten rechnen dagegen mit einem weiteren Goldpreisanstieg. Die Bank of America hält einen Anstieg auf 4.000 US-Dollar für möglich, gestützt auf strukturelle Faktoren wie Zentralbankkäufe, geopolitische Unsicherheiten und eine schleichende Erosion des US-Dollars als Weltleitwährung.

Fazit: Ein weiterer Goldpreisanstieg ist möglich, aber keineswegs sicher. Anleger sollten mit geeigneten Fonds auf eine breite Risikostreuung achten. Nach dem Motto „Es ist nicht alles Gold, was glänzt“ könnte man ergänzen „Auch andere Metalle wie Silber und Platin können glänzen“.


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